Susanne Aeschbacher

Frauen treffen Frauen

IMG_E0132 (Foto: Susanne Aeschbacher)

Leben in Zeiten von Zerbrüchen und Umbrüchen

Wenn der Boden unter meinen Füssen zu wanken droht.

Dass dies ein hochaktuelles und brennendes Thema ist, das Frauen und Männer betrifft, wird klar, als der Saal sich mit weit über 100 Interessierten füllt. Oder liegt es am heutigen Referenten, Hans Lerch, VDM, Dekan und Sozialpädagoge em, der seit seiner Pensionierung wieder in Jegenstorf wohnt, wo er auch aufgewachsen war.

Der Vortrag wird umrahmt vom Trio Frouwenzimmer:
Ihre ausgewählten Lieder, sehr fein (und ganz ungewohnt) ohne Mikrofon und Verstärkung a capella vorgetragen, bewirken eine grosse Stille und Aufmerksamkeit.

Pfarrer Hans Lerch hat das nicht einfache Thema lange vor dem grossen Erdbeben in Syrien und der Türkei gewählt. Doch durch die schrecklichen Bilder dieser aktuellen Katastrophe, die allen vor Augen sind, wird seine Schilderung der bedrohten Erde nur noch verstärkt.
Die drängenden Fragen nach dem ‹warum und wie als Christen reagieren› beantwortet der Referent anhand des Lebenszeugnisses von Dietrich Bonhoeffer, dessen bekannte Schrift «Widerstand und Ergebung» Lerchs theologisches Denken wesentlich geprägt hat.

Viele Menschen wurden geprägt durch Bilder eines strengen, strafenden und richtenden Gottes und tun sich schwer mit dem ‹Allmächtigen›, der all das Leid zulässt.
Die hebräische Bezeichnung ‹Schaddai›, also allmächtig, ist vom Wort ‹Schad› abgeleitet, was eigentlich Mutterbrust meint. Auf Gott übertragen würde das heissen, er ist der, der Leben spendet und erhaltet, tröstet, liebt und sich hingibt wie eine Mutter.
Dieser Gott gibt dem Menschen Freiheit. Macht kommt von machen, und so kam es in der Menschheit zu Missbrauch von Macht, der so viel Not verursacht.

Hans Lerch liest eine anschauliche Szene aus dem neuen Buch von Pedro Lenz: «Chöit ders eso näh?», wo ein Vater seinem kleinen Sohn die biblische Geschichte von Herodes erzählt, der aus Angst vor einem neugeborenen König der Juden alle kleinen Buben töten lässt. Dabei will der Kleine unbedingt die Hand des Vaters halten, weil er das Schreckliche sonst nicht aushält. Aber hören will er die Stelle, weil sie zur Geschichte gehört. Er muss dabei nur die Vaterhand, die Vertrauen und Trost schenkt, spüren.

Genau so dürfen wir durch alles Schwere hindurch die vertrauensvoll die göttliche Vaterhand halten und spüren.
In der Nachfolge Jesu erhalten wir Kraft zum Widerstand, zur tätigen Nächstenliebe, zur Verbreitung von Hoffnung in aller Hoffnungslosigkeit.
Gottes Macht der Liebe ist die einzige hilfreiche Macht.


Bericht von Lisalotte Dworzak


Das nächste Frauentreffen findet am 24.Mai 2023 statt.

Bereitgestellt: 25.02.2023      
aktualisiert mit kirchenweb.ch