Frauen treffen Frauen
«Ist Gott auch eine Frau?»
Referent: Pfr. Daniel Mauerhofer
Mit der humorvollen Vorbemerkung, dass er schon lange eine Einladung zum Frauenmorgen erhoffte, hat unser Ortspfarrer den gut gefüllten Saal bereits für sich gewonnen. Daniel Mauerhofer hat einen Ventilator aufgestellt, um an diesem Hitzetag zu diesem heissen Thema einen kühlen Kopf zu bewahren.
Er macht sofort klar, dass es ihm weder um feministische noch um Gender-Anliegen geht, sondern um eine rein biblische Spurensuche und einem Hinterfragen unserer gewohnten Gottesbilder.
Bilder? Steht nicht in 2.Mose 20,4, dass wir uns keine Bilder machen sollen? Dort geht es aber um Götzenverehrung, denn um sich Gott vorstellen zu können, braucht die Bibel, braucht der Mensch Bilder.
Nun sind diese Gottesbilder traditionell mehr männlich geprägt. Aber wir lesen bereits im Schöpfungsbericht: «Der GEIST Gottes schwebte über den Wassern.» In der hebräischen Sprache des alten Testaments ist RUACH, das deutsch mit Geist übersetzt wird, ein weibliches Wort. Das ist der Schlüssel zu den weiblichen Qualitäten Gottes. Wir lesen von Gottes femininen Seiten:
- Mütterlich, tröstend, bergend (in vielen Psalmen)
- Ästhetisch, Gottes Sinn für Schönheit (Schöpfung)
- Weisheit, Verstand und Können ( 2.Mose 31)
- Sanft, feinfühlig (Taube)
In der Kunst finden sich auch Spuren von Gottes weiblichen Seiten.
In einer kleinen Kapelle in Urschalling im Chiemgau wurde ein Fresko der heiligen Dreifaltigkeit aus dem 14. Jh. wieder entdeckt, auf dem neben Gott Vater und Sohn in der Mitte die eindeutig weibliche Figur des heiligen Geistes oder eben der Ruach zu sehen ist.
Der Autor Henri Nouwen entdeckt in seinem Buch «Nimm sein Bild in dein Herz» interessante Details im bekannten Rembrandt-Gemälde vom verlorenen Sohn: Der Vater umarmt den heimkehrenden Sohn. Seine Hände sind aber unterschiedlich, er hat eine starke, männliche Linke, während seine feine, mütterliche Rechte den Sohn zärtlich zu streicheln scheint.
In dieser spannenden Entdeckungsreise mit Daniel Mauerhofer wird klar, dass Gott nicht Mann nicht Frau ist, sondern einfach GOTT, der uns durch seinen Geist mütterlich, väterlich und geschwisterlich nahe sein will und eine persönliche Beziehung zu den Menschen sucht, die er «nach seinem Bilde» geschaffen hat.
Der erfüllende Morgen wird passend umrahmt mit feinen, irischen Klängen durch das Jegensorfer Duo PEONIA (Pfingstrose):
Esther Klopfenstein, Flöte und Nadine Maggi, Gesang, Geige und Gitarre.
Bericht von Lisalotte Dworzak
Nächstes Frauentreffen: 22. November 2023