Karin Rey

Neu gestalteter Chorraum

Mit dem Start der Jubiläumsfeierlichkeiten "500 Jahre Kirche Jegenstorf" wurde der neu gestaltete Chorraum eingeweiht. Der Berner Gegenwartskünstler Franticek Klossner hat mit einer meditativen Installation den Taufstein neu gestaltet. Regelmässig fallen Wassertropfen in das zeitgemäss erneuerte Taufbecken. Am 2. März 2014 wurde dieses Kunstwerk anlässlich der Jubiläumsfeier eingeweiht.

Alfred Aeppli (Text) und Simon Schöni (Bilder)
07-Taufbecken (Foto: Simon Schöni)

 

06-Taufstein (Foto: Alfred Aeppli)

 

24-neuer Chorraum (Foto: Alfred Aeppli)

 

Chor-Einweihung zum Jubiläums-Auftakt
Im Jahr 2014 feierte die Kirchgemeinde das 500 jährige Bestehen der Kirche Jegenstorf mit einer Reihe von Anlässen. Eine zahlreiche Festgemeinde fand sich ein zum ökumenischen Festgottesdienst am ersten März-Sonntag. Von den Dörfern rund herum kamen viele "wie damals" zu Fuss oder mit Ross und Wagen in historischen Kleidern oder mit der Tracht zur Feier. Nach einem währschften Zmittag - mit Gerstensuppe vom offenen Feuer - war die Kirche am Nachmittag nochmals voll besetzt für die Einweihung des künstlerisch neu gestalteten Chorraumes.
Studienwettbewerb
Als Leiter der Kunstkommission des Kirchenkreises hat Hans Marty die ganze Entwicklung des Projektes begleitet. Er erläuterte der aufmerksamen Teilnehmerschar den Werdegang der neuen Chorgestaltung. Ein Studienwettbewerb wurde ausgeschrieben, fachlich unterstützt von Susanne Bieri, Präsidentin der kantonalen Kunstkommission und Hanspeter Ruch von der kantonalen Denkmalpflege. Aus drei hochstehenden Entwürfen wurde derjenige von Franticek Klossner ausgewählt. Er hat sich auf die Symbolsprache des Elements Wasser und des Mediums Zeit konzentriert und damit ein Werk geschaffen, das sich in direkter Weise mit der bestehenden Kirchenarchitektur sowie mit der Bedeutung der Taufe befasst. Hans Marty gab seiner Freude über das gelungene Werk Ausdruck: "Nun sehen wir den neu gestalteten Chorraum vor uns: er ist einfacher, klarer und dadurch aussagekräftiger geworden."
Lebendiges Wasser
Susanne Bieri würdigte das Werk als einen minimalen Eingriff mit starker Wirkung. Aus der Nähe betrachtet fällt zuerst das strahlende Metallbecken auf, das in den Taufstein integriert und mit einer ringsum laufenden Inschrift versehen wurde. Wer den Text lesen will, muss den ganzen Taufstein umkreisen und entdeckt dabei langsam entziffernd den Sinn des Bibelwortes aus Johannes 4,14: „Das Wasser, das ich dir gebe, wird in dir zur sprudelnden Quelle, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ Vom Kirchenschiff her ist wenig zu sehen. Der Wassertropfen fällt kaum merklich aber stetig vom hängenden Trichtergefäss in das Taufbecken. Susanne Bieri betonte: "Gerade in dieser quasi unsichtbaren Aktion liegt aber ungeahntes Potential, liegt eine eigenwillige Kraft, die sowohl dem Glauben als auch der Kunst eigen sind." Durch den Einsatz einfachster Mittel - Wasser und zwei Gefässe - bietet der Kunst-Eingriff in seinem Minimalismus einen weiten Freiraum. Dieser erforderte aber auch wesentliche Veränderungen im Raum. Der schwere Holztisch und der alte Deckel auf dem Taufstein wurden entfernt. Damit wird der ungehinderte Blick vom ganzen Kirchenraum zum Chor hin und auf den kunsthistorisch wertvollen Taufstein freigegeben.

Alfred Aeppli deutete das Kunstwerk im Hinblick auf das geistliche Leben der Gemeinde. Er wies auf die zentrale Bedeutung der Taufe hin. Sie ist neben dem Abendmahl das einzige Sakrament der evangelisch-reformierten Kirche. Die Taufe ist das Zeichen der Zugehörigkeit zu Christus und zur Gemeinde. Sie gewinnt zunehmend an Bedeutung in unserem multireligiösen Umfeld, wo der christliche Glaube an manchem Ort in einer diffusen Spiritualität verdunstet. Die Inschrift im Taufbecken ist ein Zuspruch an eine suchende Frau, welche durch die Begegnung mit Christus erfahren hat: "Du bist angenommen, du bekommst das Wasser des Lebens geschenkt." Alfred Aeppli wünschte, dass viele Menschen in unserer hektischen Zeit in der Kirche Jegenstorf mit ihrem neu gestalteten Chorraum innehalten, zur Ruhe kommen und Geborgenheit erfahren werden.

Danke für die Unterstützung!
Hans Marty dankte anschliessend den Gönnern und Spendern und allen, welche durch kostenlos geleistete Arbeit die neue Gestaltung des Chorraumes ermöglicht haben. Der Dank der Kirchgemeinde geht an die folgenden Institutionen und Betriebe für die grosszügige Unterstützung: Ursula Wirz Stiftung Bern / Burgergemeinde Jegenstorf / Einwohnergemeinden Jegenstorf, Zuzwil, Urtenen-Schönbühl, Münchringen / Jegenstorfer KMU / Metallbau Gebr. Müller AG Bern / Schlosserei Hans Baumgartner Jegenstorf / Sedorama AG Schönbühl / Raiffeisenbank Grauholz / Berner Kantonalbank Jegenstorf / Interdiscount Jegenstorf / diverse private Zuwendungen.

Mit ihrer ausgesprochen bewegenden Orgelmusik hat Linda Rickli die Einweihung des Chorraumes würdig abgeschlossen. Die folgende Fotogalerie zeigt, mit welch grossem Interesse anschliessend die neue Chorgestaltung von den Teilnehmenden betrachtet wurde. Durch das Werk von Franticek Klossner wird der kunsthistorisch bedeutende Chorraum auf die Dauer in seiner meditativ-anziehenden Wirkung aufgewertet.
Bereitgestellt: 27.02.2016    Besuche: 27 Monat