Von Röbi Alder
Beim Jegenstorfer Franziskushaus ist im letzten Jahr ein Bibelgarten entstanden. Die treibende Kraft dahinter ist Gilbert Delley. An einem schönen Mai-Abend besuchten fast zwanzig Männer der Reformierten Kirchgemeinde diesen Garten. Gilbert Delley kommt in Fahrt, wenn er von seinen Pflanzen, die bereits spriessen und von denen, die er zuhause noch anzieht, berichtet. Er hat sich zum Ziel gemacht, einen Bezug zu biblischen Hinweisen zu machen. Jesus selber brauchte häufig Vergleiche mit Pflanzen in seiner Verkündigung. Auf einem Schild sind sowohl Name und Eigenschaften der jeweiligen Pflanze als auch ein Bibelzitat festgehalten.
35 Pflanzen im Sortiment
Wieviele solche Bibelgärten es in der Schweiz gibt, ist nicht bekannt. Aber sehr zahlreich sind sie nicht. Viele der 120 in der Bibel genannten Pflanzen wachsen auch bei uns oder sie sind gar heimisch. Etwa der Weizen als Grundlage für unser Brot. Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, kann es keine Frucht bringen, heisst es in Johannes 12.24. Welch einen Büschel von Halmen und später Ähren ein Korn hervorbringen kann, war für einige Besucher zum Staunen. Andererseits ist auch die Distel da, die das Wachstum von gesäten Pflanzen hin-dern kann, wie auch schon in der Bibel beschrieben. Sie sei ein Sinnbild für Gottesferne und Verwahrlosung. Die Teilnehmer wurden nach ihrer Lieblingsblume gefragt. Oft genannt wurden Blüten, aus denen später Früchte geerntet werden können und die zu edlen Produkten verar-beitet werden wie Äpfel oder die Weinreben. Diese fehlen ebenfalls nicht. Andere erwähnten Blumen wie die Rose, die wie schon im Hohelied geschrieben, wegen ihres edlen Duftes er-wähnt sind. Der Apfel gehört eigentlich nicht hierher, denn die von der Kunst als Apfel bezeich-nete Frucht der Erkenntnis im Paradies war mit Sicherheit kein Apfel, wie wir ihn heute kennen. Die Symbolik ist allgegenwärtig: Unter einem Feigenbaum und Reben lebt es sich in Frieden. Sieben in der Bibel erwähnt Pflanzenarten beschreiben die Fruchtbarkeit des Gelobten Lan-des. Es sind dies Weizen, Gerste, Weinrebe, Feige, Granatapfel, Oliven und Datteln.
Exoten und Bekannte
Von den Blütenpflanzen kennen wir die Wegwarte, die als Chicorée weiterentwickelt wurde und als Salatpflanze bekannt ist. Malven, Lein oder Anemonen kennen wir gut, die Sternbergia schon weniger. Diese hat die Eigenschaft, dass sie erst nach langen Trockenphasen, wie man sie im Nahen Osten kennt, zu blühen beginnt. Farbenprächtige Blüten werden mit Salomos Reichtum verglichen und dem Hinweis, dass wir uns nicht um solche Dinge sorgen sollen, weil Gott uns mit allem Nötigen versorgt. Gewürze hatten seit jeher eine grosse Bedeutung. Klar dass auch sie wie Dill, Kümmel oder Koriander nicht fehlen. Gemüse wie Gurken, Lauch, Zwiebeln oder Linsen werden schon im alten Testament beschrieben als lecker und in der Ge-fangenschaft in Ägypten reichlich. Von allen Feldfrüchten soll das Volk einen Zehntel als Opfer darbringen. In Israel wachsen Minze, Dill und Kümmel an jedem Strassenrand. Davon den Zehnten abzugeben ist lächerlich und ein solches Verhalten wird in Matthäus 23 als heuchle-risch angeprangert. Eher unbekannt sind der schnell wachsende Rizinus, ein Abführmittel, oder der Ysop, der eine reinigende Wirkung hat. Oft spielt uns die Sprache einen Streich. Denn durch die Übersetzung kann eine Bezeichnung für Verunsicherung sorgen. Und viele in der Bibel ge-nannte Pflanzen wachsen bei uns nicht, etwa weil sie nicht winterhart sind. So etwa der Maul-beer- und der Johannisbrotbaum oder die Pistazie.
Als Abschluss wurde ein liebevoll hergerichtetes „biblisches Nachtessen“, bestehend aus ei-nem Gurken-Kräutersalat, Linsen mit Lammragout und einer Joghurtcreme mit Pistazien an-geboten.
Auf
» bibelgarten-jegenstorf.ch/bibelpflanzen gibt es vertieftere Hinweise zu den vorhandenen Pflanzen.