"Lust und Frust - die Dynamik von zwischenmenschlichen Beziehungen"
Das Referat vom heutigen Frauentreffen wurde mit traumhaften Klängen vom Musiker Matjaz Placet auf dem Akkordeon umrahmt.
Mit Herzblut und grosser persönlicher Offenheit hat die Referentin Monika Reusser, heute Mitarbeiterin im Verein LISA-Eheatelier, über die Dynamik von zwischenmenschlichen Beziehungen gesprochen.
Dabei kam ihr Ehealltag öfters zur Sprache und der anwesende Ehemann wurde kurzerhand einbezogen.
Die Referentin betonte, der Titel heisse ganz bewusst nicht etwa Lust ODER Frust, sondern Lust UND Frust. Nachfolgend möchte ich ein paar grundlegende Gedanken ihrer Ausführungen festhalten.
Grundsätzlich gilt, je stärker die Beziehung, desto tiefgründiger die Dynamik und damit das Konfliktpotential, was besonders in der Ehe zum Tragen kommt.
Ohne zwischenmenschliche Beziehungen ist gesundes Menschsein nicht möglich. Wir alle sind seit unserer Kindheit auf Modelle und Vorbilder angewiesen.
Selbst der Mensch, der grundsätzlich für sich alleine leben will, wird Beziehungserfahrungen machen.
Bereits in der Schöpfungsgeschichte wird dargestellt, dass der dreieinige Gott den Menschen als Beziehungswesen geschaffen hat. Gott spazierte mit dem Menschen in der Kühle des Abends und erschuf ihn als sein Gegenüber.
Früher oder später kommt in jeder Beziehung der Punkt, an dem Täuschungen entlarvt werden. Aspekte der eigenen Biographie spielen dabei eine zentrale Rolle. Widerstände und Abwehr entstehen bereits in der frühen Kindheit, ebenso die Herausbildung von gewissen Werten und Haltungen. Verletzungen und Defizite wirken oft so, dass sie uns zunächst einmal nicht bewusst sind; sie haben jedoch dann trotzdem Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Was können wir in dem Fall überhaupt noch beeinflussen?
Wir können uns entscheiden, indem wir negatives Verhalten möglichst unterbinden.
Anhand einer «Holländischen Brücke» demonstriert uns die Referentin, dass jeder Partner für seinen Brückenteil zu 100 % verantwortlich sei.
Die Frage stellt sich, wie wir einen konstruktiven Weg finden können. Oft gilt es, im Herzen bewusst eine Entscheidung zu treffen: Ich nehme den Partner oder mein Gegenüber voll und ganz an wie er / sie ist. Er darf nämlich genau so sein wie er ist.
Wir sollen uns bewusst machen, dass Beziehungen immer ihre Sonnen- und Schattenseiten haben.
Es geht darum, sich mit einer bestehenden Situation zu versöhnen, auch wenn es nicht in jedem Fall eine befriedigende Lösung gibt. Versöhnung heisst, ich hätte es zwar lieber anders – aber es darf sein so wie es ist. Dies schafft Frieden im Herzen.
Ich darf Gott meinen Frust jederzeit «auskotzen», ihm ist nichts zu viel. Den anderen zu entschuldigen anstatt ihn anzuklagen heisst Vergebung.
Eines ist wichtig: Veränderung beginnt immer bei mir! Ein liebevoller Umgang mit mir ist entscheidend.
Aufgrund dieser Voraussetzungen ist Wachstum unserer Persönlichkeit möglich; auf diesem Weg werden wir Gottes Wesen allmählich ähnlicher und unsere Konflikte entschärft.
Ursula Rickenbacher